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Die Historie der Fußball-Gruppe Breinermoor

Das Foto müßte aus der Zeit von 1978-80 sein. Von oben von links nach rechts: Johann Möhlmann, Lothar Geiken, Hans-Joachim Kluin, Günter auf der Landwehr, Manfred auf der Landwehr, Mike Wübben, Michael Stockfisch u. Coach Artur Rohden


Der aus Breslau stammende Heinz Stegnitz hatte es als Flüchtling nach dem 2. Weltkrieg nach Breinermoor verschlagen. Er hatte die Breiner- und Backemoorer mit dem Fußballvirus infiziert. In dieser entbehrungsreichen Zeit wurde, da man nachts den Strom abgeschaltete, unter Kerzenlicht weiter beraten, einen Fußballverein zu gründen.

Drei ehemalige "Herthaner" erinnern sich:
(v.l. nach r.: Karl-Heinz Fröhling, Jan Pruin und Ewald Watzema)


"Gebolzt hatten wir immer schon"

erinnert sich der ehemalige "eisenharte" Verteidiger Jan Pruin, "aber jetzt waren wir heiß auf richtige Spiele!". Man gründete einen regulären Fußballverein unter dem Namen "Hertha BSC Breinermoor/Backemoor e.V.". In Breinermoor hatte man die besseren Vorraussetzungen als in Backemoor, da hier ein relativ großer Sportplatz der damaligen Schule zur Verfügung stand. In aufwändiger Handarbeit musste der Platz aber zunächst noch geebnet werden. "Aktive und passive" haben dabei mitgemacht. Der Verein hatte dabei nur 48 Mitglieder.

1947 ging man in der untersten Liga an den Start.

Gespielt wurde zunächst in Straßenschuhen, die vorne mit einem Stück Leder verstärkt waren. Die "Stollen" wurden aus Leder ausgestanzt und mit Nägeln in die Sohlen geschlagen, dabei konnten die Nägel auch schon mal nach innen durchdringen. Später gab es natürlich vernünftige Fußballschuhe. Wer es sich nicht leisten konnte, bekam dabei welche vom Verein gestellt. Während die "Herren" sonntags auf dem Platz hinter der Kirche spielten, drückten die Jungen die Kirchbank. Die Sportsachen hatte man dabei, weil man nach dem Spiel der "Großen" selbst spielen wollte. Je länger die Andacht dauerte, desto unruhiger wurden die Jungs, was Pastor Roman nicht verborgen blieb. "Haut bloß ab" sagte er dann,

"und schießt mir nicht so viele Löcher in die Luft".

Viele Spiele wurden seinerzeit im Rheiderland ausgetragen. Wenn es nach Bunde oder Möhlenwarf ging fuhr die Mannschaft mit dem Fahrrad bis zur Fähre nach Hilkenborg, setzten über und es ging von dort mit dem Rad weiter. In die andere Richtung ging es ebenfalls mit dem Rad bis nach Sedelsberg. Das galt auch für die Jugend, in der der ehemalige Herthaner Karl-Heinz Fröhling spielte. Weil nicht jeder ein Rad besaß, wurden Spieler auf dem Gepäcksitz oder auf der Stange mitgenommen. "Das war besonders schwer, weil die Räder nicht die besten und die Wege oft nur Sandpisten waren" erinnert sich Föhling. Später bewegte man sich für damalige Zeiten "komfortabler" fort. Mit Trecker und Anhänger ging es (im Stehen und im Dauerregen) zum Beispiel zum Titelaspiranten nach Hollen, nachdem die ersten beiden Spiele zuhause verloren gingen.

"Wir liefern dem Gegner 70 Minuten eine Abwehrschlacht, kamen einmal vor dessen Gehäuse und schossen das Siegtor."

Danach konnte man in der Gastwirtschaft warm duschen. Das sei damals eine Seltenheit gewesen. Meist habe man sich sich unter einer Pumpe oder in Kübeln waschen müssen. Mit dem Pferdewagen des Milchmanns Gerd Möhlmann war man häufiger zu Spielen unterwegs. "Vor der Währungsreform bezahlten wir dafür je Spieler mit einem Ei". Ab und an spannte Hermann Troff seine Traber vor den Wagen, dann ging es erheblich schneller. Noch schneller ging es mit dem Bus von Siebs, beispielsweise nach Ditzumerverlaat. Mit Holz befeuert, musste der Bus häufiger zum Nachheizen angehalten werden. Im Spiel wurde der Torwart des Gegners unbeabsichtigt verletzt. "Nach dem Spiel wurden wir dafür von den Zuschauern mit Äpfeln und anderen Wurfgeschossen beworfen", sagt der ebenfalls ehemalige Herthaner Ewald Watzema. In Erinnnerung ist auch ein Spiel in Ditzum. Weil dort erst am Morgen des Spieltages die Kühe vom Spielfeld getrieben wurden, lagen reichlich Kuhfladen auf dem Platz.

"Das war für unsere weißen Hosen gar nicht gut"

so die drei. Spiele in Petkum bedeuteten immer Stess. Mit dem Rad ging es zum Bahnhof nach Leer, dann mit dem Zug in den Emder Vorort. Nach dem Spiel wurde in Sportkleidung und ungewaschen zum Bahnhof gesprintet, damit man den letzten Zug nach Leer bekam. Die Jugendmannschaft erreichte später einmal das Endspiel um den Kreispokal, das gegen Germania Leer aber mit 2:6 verloren ging. Die Ära der Freundschafts- und Pflichtspiele von "Hertha BSC Breinermoor/Backemoor" endete leider schon 1954. Aus Spielermangel schloss man sich dem TuS Collighorst an. "Das war damals nicht leicht", erinnert sich Fröhling, "weil es heftige Rivalitäten zwischen den Vereinen gab". Schön, dass es seit Gründung des Ortsverein wieder eine feste Fußballmannschaft, wenn auch nur als Hobby-Gruppe gibt, die die Breinermoorer Fußballgeschichte weiterführt.


Leeraner Abendkurier" vom 25.03.2006

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